Dienstag, 3. Februar 2015

Kotzen über das Studierendenwerk Mannheim – Teil 2

Nachdem ich mich Anfang des Monats über die So-gut-wie-Nacktbilder in der Mensa am Schloss der Uni Mannheim echauffiert habe, kommt hier die Fortsetzung der Geschichte.

Den geneigten Leser*innen dieses Blogs wird schon aufgefallen sein, dass ich mich eher selten nur für mich alleine aufrege, sondern versuche auf Missstände öffentlich aufmerksam zu machen und in der Regel auch die Verantwortlichen direkt kontaktiere. Das habe ich beim Sexismus-Fail des Studierendenwerks Mannheim ebenfalls getan und das Studierendenwerk selbst, die Stabsstelle Gleichstellung und soziale Vielfalt und die Gleichstellungsreferentin des AStA der Uni Mannheim kontaktiert.

Als Resultat bekam ich eine Einladung zu einem Gespräch zum Thema „Kunst in der Mensa“ (sic!) vom stellvertretenden Abteilungsleiter Mensa des Studierendenwerks Mannheim – auch wenn er im Gespräch kontinuierlich vom Studentenwerk sprach, die Umbenennung in Studierendenwerk scheint wohl an ihm vorbeigegangen zu sein… 

Es waren außerdem noch eine weitere Mensa-Mitarbeiterin, eine Mitarbeiterin der Stabsstelle sowie eine Mitarbeiterin der Kommunikationsabteilung des Studierendenwerks anwesend. Zu Anfang gab es erst mal einen Kaffee der Marke, die die Fotos für ihren alljährlichen Kalender in Auftrag gegeben hat. (Und ja, ihr vermutet richtig: das fand der Mensa-Mensch schon mal seeehr witzig…)

Der Espresso and Glamour Kalender 2003


Naja, weiter ging es dann mit einer Diskussion einem Meinungsaustausch zu den Themen Sexismus, Kunst, sexistische Werbung und Nacktheit in Kunst und Werbung. 

Schade war für mich persönlich, dass von Seiten des Studierendenwerks von vorneherein klar gemacht wurde, dass sie es nicht für nötig erachten die Bilder abzuhängen, da diese ihrer Meinung nach Kunst seien. Und da müsse man ja schon aufpassen, dass man sich diese nicht zensieren (sic!) und verbieten lassen sollte.

Der „Ratschlag“, der mir und der Mitarbeiterin der Stabsstelle – die sich auch ganz klar positionierte mit der Aussage, dass die Fotos eindeutig sexistisch seien – gegeben wurde war: „Wenn es Sie stört, dann müssen sie halt wegschauen. Das müssen ja Muslime beispielsweise auch, wenn über ihre Religion Witze gemacht werden.“ Ja, ihr lest richtig, ein interessanter Brückenschlag zu den Pariser Anschlägen und Terrorismus… 

Bei Nichtgefallen: Bitte Wegschauen!

Die Frage, ob es sich bei den Fotos um Kunst oder Werbung handelt, war für mich nicht wirklich von Bedeutung. Für den stellvertretenden Mensa-Leiter allerdings schon, da es für ihn nicht verständlich war, dass sich Frauen von halbnackten Frauenkörpern in ihrer Umgebung gestört fühlen könnten, weil KUNST! Bei Werbung konnte er es paradoxerweise nachvollziehen.

Interessanterweise berichtete die Mitarbeiterin aus der Kommunikationsabteilung, dass sie es auch nicht toll findet, wie aufreizend uns sexistisch Frauen und ihre Körper in der Werbung oft dargestellt werden.

Die not in my backyard-Argumentation von Seiten des Studierendenwerks – „Ja, das Problem sexistische Werbung gibt es, trifft aber im vorliegenden Fall nicht zu, weil das ist ja Kunst.“ – erlaubte leider keine echte Diskussion und führte, was nicht überrascht, zu keinem Ergebnis.

Erschreckend war für mich außerdem, dass aus dem „Freiwild-Vorfall“ im Dezember 2013 anscheinend nichts gelernt wurde. So wurde wiederholt auf den damaligen Fall Bezug genommen und nicht verstanden, was an dem Flaschenetikett sexistisch und frauenverachtend war. Für die Mensa-Menschen war es viel gravierender, dass einem Start-Up-Unternehmen ein großer Geschäftsdeal mit dem Studierendenwerk Mannheim deswegen verloren ging.

Summa summarum war es ein freundliches Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und dem Mitarbeiter des Studierendenwerks, welches allerdings zu nichts führen konnte, da von vorneherein zwei Dinge festgelegt wurden:

a)  Die Bilder bleiben hängen, weil sie sind nicht sexistisch, sondern Kunst. Dies impliziert 
b) Die Deutungshoheit haben immer noch wir, wieso sollten wir auf eine Beschwerde mit Abhängen reagieren. (À la: Wo kämen wir denn da hin?)

Abschließend bleibt zu sagen: gut, dass das Studierendenwerk bereit war für ein Gespräch. Schade, dass es keine ergebnis- und inhaltsoffene Diskussion war, sondern nur auf dem eigenen Standpunkt beharrt wurde. Ich bleibe dabei, ich hoffe, dass das Studierendenwerk sich noch mal Gedanken darüber macht, was Sexismus eigentlich ist und die Bilder abhängt.

Anlaufstellen für eine Schulung gibt es an der Uni Mannheim ja genügend. Kleiner Tipp: Bei der Stabsstelle anfragen…

Mehr Infos gibt es auch hier: Was ist Sexismus? 

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