Nachdem ich mich Anfang des Monats über die
So-gut-wie-Nacktbilder in der Mensa am Schloss der Uni Mannheim echauffiert habe, kommt hier die
Fortsetzung der Geschichte.
Den geneigten Leser*innen dieses Blogs wird schon
aufgefallen sein, dass ich mich eher selten nur für mich alleine aufrege,
sondern versuche auf Missstände öffentlich aufmerksam zu machen und in der
Regel auch die Verantwortlichen direkt kontaktiere. Das habe ich beim Sexismus-Fail
des Studierendenwerks Mannheim ebenfalls getan und das
Studierendenwerk selbst,
die
Stabsstelle Gleichstellung und soziale Vielfalt und die
Gleichstellungsreferentin des AStA der Uni Mannheim kontaktiert.
Als Resultat bekam ich eine Einladung zu einem Gespräch zum
Thema „Kunst in der Mensa“ (sic!) vom stellvertretenden Abteilungsleiter Mensa
des Studierendenwerks Mannheim – auch wenn er im Gespräch kontinuierlich vom
Studentenwerk sprach, die
Umbenennung in Studierendenwerk scheint wohl an ihm vorbeigegangen zu sein…
Es waren außerdem noch eine weitere Mensa-Mitarbeiterin,
eine Mitarbeiterin der Stabsstelle sowie eine Mitarbeiterin der Kommunikationsabteilung
des Studierendenwerks anwesend. Zu Anfang gab es erst mal einen Kaffee der
Marke, die die Fotos für ihren
alljährlichen Kalender in Auftrag gegeben hat. (Und ja, ihr vermutet richtig: das fand der
Mensa-Mensch schon mal seeehr witzig…)
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Der Espresso and Glamour Kalender 2003 |
Naja, weiter ging es dann mit einer Diskussion einem Meinungsaustausch
zu den Themen Sexismus, Kunst, sexistische Werbung und Nacktheit in Kunst und
Werbung.
Schade war für mich persönlich, dass von Seiten des
Studierendenwerks von vorneherein klar gemacht wurde, dass sie es nicht für
nötig erachten die Bilder abzuhängen, da diese ihrer Meinung nach Kunst seien.
Und da müsse man ja schon aufpassen, dass man sich diese nicht zensieren (sic!)
und verbieten lassen sollte.
Der „Ratschlag“, der mir und der Mitarbeiterin der
Stabsstelle – die sich auch ganz klar positionierte mit der Aussage, dass die
Fotos eindeutig sexistisch seien – gegeben wurde war: „Wenn es Sie stört, dann
müssen sie halt wegschauen. Das müssen ja Muslime beispielsweise auch, wenn
über ihre Religion Witze gemacht werden.“ Ja, ihr lest richtig, ein interessanter Brückenschlag zu den Pariser Anschlägen und Terrorismus…
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Bei Nichtgefallen: Bitte Wegschauen! |
Die Frage, ob es sich bei den Fotos um Kunst oder Werbung
handelt, war für mich nicht wirklich von Bedeutung. Für den stellvertretenden
Mensa-Leiter allerdings schon, da es für ihn nicht verständlich war, dass sich
Frauen von halbnackten Frauenkörpern in ihrer Umgebung gestört fühlen
könnten, weil KUNST! Bei Werbung konnte er es paradoxerweise nachvollziehen.
Interessanterweise berichtete die
Mitarbeiterin aus der Kommunikationsabteilung, dass sie es auch nicht toll
findet, wie aufreizend uns sexistisch Frauen und ihre Körper in der Werbung oft
dargestellt werden.
Die
not in my backyard-Argumentation von Seiten des Studierendenwerks – „Ja, das Problem sexistische Werbung gibt
es, trifft aber im vorliegenden Fall nicht zu, weil das ist ja Kunst.“ – erlaubte
leider keine echte Diskussion und führte, was nicht überrascht, zu keinem
Ergebnis.
Erschreckend war für mich außerdem, dass aus dem „
Freiwild-Vorfall“
im Dezember 2013 anscheinend nichts gelernt wurde. So wurde wiederholt auf den
damaligen Fall Bezug genommen und nicht verstanden, was an dem Flaschenetikett
sexistisch und frauenverachtend war. Für die Mensa-Menschen war es viel
gravierender, dass einem Start-Up-Unternehmen ein großer Geschäftsdeal mit dem
Studierendenwerk Mannheim deswegen verloren ging.
Summa summarum war es ein freundliches Gespräch mit den Mitarbeiterinnen
und dem Mitarbeiter des Studierendenwerks, welches allerdings zu nichts führen konnte, da
von vorneherein zwei Dinge festgelegt wurden:
a) Die Bilder bleiben hängen, weil sie sind nicht
sexistisch, sondern Kunst. Dies impliziert
b) Die Deutungshoheit haben immer noch wir, wieso
sollten wir auf eine Beschwerde mit Abhängen reagieren. (À la: Wo kämen wir
denn da hin?)
Abschließend bleibt zu sagen: gut, dass das Studierendenwerk
bereit war für ein Gespräch. Schade, dass es keine ergebnis- und inhaltsoffene
Diskussion war, sondern nur auf dem eigenen Standpunkt beharrt wurde. Ich bleibe
dabei, ich hoffe, dass das Studierendenwerk sich noch mal Gedanken darüber
macht, was Sexismus eigentlich ist und die Bilder abhängt.
Anlaufstellen für eine Schulung gibt es an der Uni Mannheim
ja genügend. Kleiner Tipp: Bei der Stabsstelle anfragen…